Nach unserem langen Aufenthalt in Griechenland haben wir es nun endlich gewagt: Europa liegt hinter uns! Vorbei sind damit wohl auch die einfachen Grenzübergänge. Hier hat man an der Grenze bereits vier verschiedene Stationen anzulaufen, inklusive Motorradversicherung und "Gepäckkontrolle" (ein Stempel und das war's). Aber nach ca 1 Stunde haben wir es geschafft und fahren durch bis Istanbul, unserem ersten Ziel in der Türkei. Dort bleiben wir drei Tage. Direkt im Herzen der Altstadt wohnen wir, mit der berühmten Hagia Sophia als unserem Nachbar.
Istanbul ist eine schöne, für uns aufregend neue und sehr volle Stadt. Wir spüren allmählich die Nähe zum Orient. Viele der Frauen tragen lange Röcke und Kopftücher, aber nicht alle. Und es gibt kaum noch Alkohol zu kaufen. Erstaunlich leicht fällt es uns mittlerweile, sogar im dichten Feierabendverkehr mit zu schwimmen. Sehenswert sind die vielen verschiedenen Moscheen und Bazare - aber auch die modernen Teile der Stadt mit ihrem spannenden orientalisch-westlichen Flair üben einen besonderen Reiz auf uns aus.
Doch leider holt uns allmählich der Herbst ein, so dass wir nicht noch länger in Istanbul verweilen können. Es zieht uns, trotz des guten Frühstücks, an welches wir uns gewöhnen könnten, weiter ostwärts.
Wir brechen also auf, um die Türkei zügig zu durchqueren - 1800km quer durch ein Land, welches sich über diese Strecke landschaftlich komplett verändert. Anfangs begleiten uns noch Laubwälder, grüne Hügel und weite Ebenen, wohingegen mit wachsenden Längengraden kaum noch nenenswerte Bäume wachsen.
Dafür fahren wir durch riesige, schroffe Berglandschaften, über dürre "Kaninchenhügel" und vorbei an kleinen Dörfern mit bewohnten Ruinen oder immer gleichen Siedlungsbauten. In der Stadt Erzurum wird uns als scheinbar ganz normaler Service angeboten, in der Hotellobby zu parken. Wir stutzen erst, und rollen dann belustigt durch die Schiebetür.
Nun sitzen wir in Doğubayazıt, nahe der Grenze zum Iran. Noch müssen wir einige organisatorische Dinge erledigen (Strafzettel zahlen *hust*), bevor es dann hoffentlich morgen rüber geht in den Iran. Wir sind schon sehr gespannt, wie Anna das neue Kopftuch steht, ob Facebook den nächsten Monat zugänglich ist und insbesondere darauf, wie die Menschen im Iran sind!
Von der Hafenstadt Gythio aus starten wir unser Insel-Hopping, auch wenn so spät im Jahr leider kaum noch große Fähren fahren - Leider sind wir mit unseren Motorrädern etwas eingeschränkter in der Routenplanung als gedacht. Wir nehmen die Fähre zur größten Insel Griechenlands: Kreta. Dort schlafen wir in einem der letzten noch geöffneten Campingpätze. Am nächsten Tag schlendern wir durch die Innenstadt von Chania. Besonders die große und sehr schöne Markthalle (mit riesigen Fischen!) hat es uns angetan:
Danach geht es weiter ostwärts bis nach Rethymno - die schöne Joggingstrecke (besonders langer Sandstrand) und die gegrillten Shrimps lassen uns einen Tag verweilen.
Frisch gestärkt besuchten wir das Highlight der Insel Kreta: Der Palast von Knossos! Wir hatten im Vorfeld schon viel von der Kulturstätte gehört, dementsprechend groß waren unsere Erwartungen. Wir müssen gestehen, dass wir etwas enttäuscht waren: Zu uneindeutig ist zu sehen, was noch original erhalten und was restauriert ist. In Olympia beispielsweise war nicht nur sehr viel mehr zu sehen, sondern auch klar zu unterscheiden, was seit Ewigkeiten so da liegt und was jemand wieder aufgetürmt hat. (Leider, leider sind die Beweise im Meer versunken...) Deshalb suchten wir in Knossos besonders gründlich nach alten Steinen:
In Heraklio, Kretas Hauptstadt, verbrachten wir einen wunderschönen Nachmittag. Hier ist besonders schön zu erleben, wie uralte und modernste Kultur aufeinandertreffen. Die Nachtfähre nach Piräus, der drittgrößten Hafenstadt Europas gleich neben Athen, fährt dort ab, wir winken zurück...
Unsere Fähre hat Verspätung, anscheinend ist das hier so üblich. Wir düsen spät abends zum Ticketschalter und Fragen nach den nächsten Tickets. "Wie schnell könnt ihr sein?" ist die Antwort. Schnell natürlich - eine halbe Stunde später fährt uns ein anderer riesen Pott auf die Trauminsel Mykonos. Man schläft nicht gut auf einer Fähre, das wissen wir jetzt sicher... Aber die Mühe lohnt sich. Mykonos ist wirklich traumhaft, vor allem architektonisch. Wir finden ein günstiges, kleines Hotel, und bleiben zwei Tage, mitten drin:
Da wir keine Möglichkeit gefunden haben, über die Inseln aufs türkische Festland überzusetzen, ohne dass das Unterfangen ungleich teurer und/oder zeitaufwändiger würde, ging es anschließend auf gleichem Weg zurück nach Athen. Der Plan, nur eine Nacht zu bleiben, ging schief: Für den Folgetag ist in ganz Griechenland Streik im öffentlichen Nahverkehr angekündigt. Beim Schlendern durch die Innenstadt Athens merken wir in den vier Tagen, wie sehr den Komfort einer Badewanne, aber auch die Lebendigkeit, die Cafés und die Geschäfte einer großen Stadt vermisst hatten! Hinzu kommt der besondere Reiz Athens. Denn hier kommt einfach alles zusammen: Junge, sehr hilfsbereite Menschen, ungefähr Millionen kleiner Läden, politische Banner, und man sieht sie ständig von überall - die Akropolis, und andere echt alte Häuser. Athen, wir kommen wieder!
Jetzt sind wir - wieder per Fähre - in Kavala kurz vor der Grenze zur Türkei angelangt. Fast vier schöne Wochen waren wir in Griechenland, und wir bereuen keinen einzigen verlängerten Aufenthalt hier. Mindestens eine Reise Wert! Einziges Manko: Sie frittieren hier wirklich alles. Sogar frischen Fisch - warum nur? Aber wenn man sich an Tsatsiki und griechischen Salat hält und keine Überdosis Käse scheut, kann man in Griechenland ein Paradies auf Erden finden!
Die erste Folge unserer Abenteuer-Doku "Fernweh" wird von unserer Reise durch Deutschland, Österreich, Kroatien, Montenegro, Albanien und Griechenland erzählen. Hier seht ihr einen kleine Vorschau für den ersten Eindruck. Viel Spaß!