Nach einem letzten Bad in Meer und Sonne in Kroatien fahren wir über die Grenze nach Montenegro. Wir folgen der Küstenstraße, welche sich hier besonders schön ans Meer schmiegt. Nachdem sich die Umgebung zunächst kaum von Kroatien unterscheidet, fallen einem doch schon bald erste Änderungen auf. Die Schilder mit den Aufschriften "Camping", "Bar" oder "Restaurant" werden seltener, Tunnel werden nicht mehr beleuchtet und kyrillische Werbeplackate säumen die Straßen.
Abends finden wir einen riesigen, aber leeren Campingplatz in Kaluderac, welcher fast direkt an einem noch größeren Sandstrand liegt. Schnell verscheuchen wir die vielen streunenden Katzen, bauen das Zelt auf und erkunden den Strand. Lecker Fisch gab es dort zufällig auch:
Am nächsten Tag verteidigen wir erfolgreich unser Frühstück vor den Katzen und brechen auf, schon wieder in Richtung Grenze nach Albanien. Die Strasse, in der Karte immer noch als Hauptstraße eingezeichnet, wird immer kleiner und schmäler. Trotzdem, oder gerade deswegen ist es angenehm zu fahren und wir begegnen auch bereits den ersten Autos aus Albanien. An der Grenze begrüßt uns eine längere Autoschlange, aus welcher wir aber gleich rausgewunken werden. Durch den Füßgänger-Grenzpfad sollen wir fahren. Na gut, warten ist eh nicht so unser Ding. Zu unserem Erstaunen werden wir und die Motorräder von mehreren Grenzbeamten interressiert bestaunt. Keine Spur von der Gleichgültigkeit der Beamten vorheriger Grenzen. Erst als klar wird, dass wir gar keine BMW haben, lässt das Interresse etwas nach. Honda, pfff. Ca. 15 Minuten später dürfen wir auch schon nach Albanien einreisen.
Unsere bisherige Erfahrung, dass sich Landschaft und Umgebung im neuen Land erst allmählich verändern, gilt nicht für Albanien. Direkt nach der Grenze wirken Straßen und Häuser deutlich heruntergekommener. Wir überholen Lastenrasenmäher, Pferdewagen (nicht für Touristen) und kleine Motorroller mit vorgespanntem Anhänger.
Wir fahren durch Shkodër, einer größeren Stadt Albaniens, um uns mit der lokalen Währung, dem Albanischen Lec, einzudecken. Der erste Kulturschock der Reise trifft uns bereits am Stadtrand. Während am Straßenrand oft Personen auf Ihre Ziege oder Kuh aufpassen, überholen uns moderne Geländewagen und der ein oder andere Benz. In der Stadt selbst herrscht für den ungeübten Blick das totale Verkehrschaos. Keine Ampeln, keine Schilder und scheinbar keine Vorfahrtsregeln in den zahlreichen Kreisverkehren. Die Fußgänger nehmen's locker..
Nachdem wir im Stadtzentrum eine Bank gefunden haben (eine Raiffeisenbank), versuchen wir, die Stadt erstmal wieder zu verlassen. Aber so leicht ist das gar nicht. Wegweiser gibt es hier nur manchmal. Und des Englischen ist scheinbar auch fast niemand mächtig. Wir schaffen es schlussendlich doch und fahren auf einer Straße, welche ständig zwischen Autobahnqualität, Landstrasse und Schlaglochpiste wechselt bis nach Laç, wo wir in einem günstigen Hotel unterkommen. Im Hotelrestaurant erleben wir zum ersten Mal Inflation hautnah, als wir für umgerechnet 7€ essen und trinken können. Abends genießen wir mit schlechtem Gewissen den Whirlpool in unserem Zimmer und fragen uns, ob wir wirklich noch in Europa sind.
Am nächsten Morgen fahren wir bei Kälte und Regen weiter in die Küstenstadt Durrës, wo wir bereits gegen Mittag ankommen. Wieder kommen wir in einem Hotel unter, welches gleichzeitig auch Bar, Restaurant, Tankstelle und Autorwerkstadt ist. Glücklicherweise spricht einer der Mechaniker Deutsch, sodass wir uns ein Mal durch die kleine Speisekarte essen können.
Von der Stadt selbst sehen wir nicht viel, eine Altstadt oder Sehenswürdigkeiten gibt es nicht.
Am dritten Tag geht es weiter bis nach Gjirokastër, wo es eine alte Burg geben soll. Der Weg dorthin ist teilweise abenteuerlich und führt uns nicht nur durch kleine Bergstraßen, sondern auch über eine mehrere Kilometer lange Geröll- und Schlammpiste. Hier wird die in der Karte eingezeichnete Autobahn wohl erst noch gebaut...
Ein letztes Mal übernachten wir in einem, diesmal eher kleinen, Hotelzimmer, bevor wir Albanien verlassen. Ein Fazit über diese beiden Länder zu treffen, ist schwer. Montenegro bleibt uns vermutlich als klein-Kroatien in Erinnerung, welches mit seinen sehr guten und günstigen Restaurants und dem allmählichen Übergang der Küsten in Sandstrände ein perfektes Urlaubsland abgibt. Albanien ist 100 Jahre Geschichte in ein Land gepackt und kräftig geschüttelt. Wir werden wohl oft daran zurück denken, aber wissen nun, dass Kultur nur in reichen Regionen gedeihen kann. Deshalb sind wir froh, bei Kakavië den bettelnden Kindern an der Grenze davon zu fahren - in eine neue Zeitzone - nach Griechenland.