21. Dec 2013

Heute quälen wir euch einmal mit einer kleinen Bürokratie-Episode à la "Passierschein A38". Unser Plan war es, den Iran von Bandar Abbas aus mit der Fähre nach Dubai zu verlassen. Die Fähre selbst ist eine Roll on / Roll off -Fähre, welche samstags, montags und mittwochs um 21:00 abfahren und in Dubai um 8:00 ankommen soll. Tatsächlich kann der Fahrplan sich aber jederzeit ändern, also vorher immer rechtzeitig nachfragen. (Haben wir natürlich nicht. Deshalb saßen wir fast eine Woche in Bandar Abbas fest.)

Wir haben die Tickets vorab in der Agency (N27°09.925' E56°13.763') gekauft, um uns am Tag der Abfahrt ganz auf den Papierkram konzentrieren zu können. Ein anderer Passagier mit Fahrzeug hat die Tickets am Abfahrtstag direkt am Hafen kaufen können, das ist also auch möglich. 

Der Ticketpreis setzt sich wie folgt zusammen:

- Erwachsender 1.600.000 Rial (40€)

- Bill Of Loading 1.100.000 Rial (28€)

- Motorrad 7.500.000 Rial (185€)

In der Agency wurden wir vor die Wahl gestellt, ob wir die Kosten für die Motorräder in Bandar Abbas in Rial, oder erst bei Ankunft in UAE in Dollar bezahlen wollen. Tatsächlich aber muss in UAE in Dirham bezahlt werden, US-Dollar ist nicht möglich.

Abfahrtstag Bandar Abbas

08:15 Wir treffen am Hafen von Bandar Abbas (N27°09.268' E56°12.368') ein. Man sollte mit viel Geduld, Wasser und Verpflegung ausgestattet sein, um diesen langen Tag durchzustehen. In der Abfertungshallte ist ein Kiosk fürs Frustessen vorhanden.

08:30 Direkt an der Einfahrt links befinden sich Container-Büros. Die dortigen Herren kontrollieren die Fahrgestellnummer auf dem Motorrad sowie das Carnet de Passage und machen einen Vermerk auf dem Exitabschnitt des Carnets.

08:45 200m weiter auf der linken Seite ist ein blaugraues Zollgebäude (N 27 09.256E 56 12.253). Der Beamte dort am Schalter hinten rechts produziert mehrere Formulare und stempelt schließlich das Carnet aus. Ab jetzt darf das Fahrzeug das Hafengelände nicht mehr verlassen! 

09:30 Im Zollgebäude an der Rückseite (N 27 09.223E 56 12.254) besucht man nacheinander 3 Beamte im gleichen Raum. Es werden weitere Forumlare produziert und man zahlt Hafengebühr (250.000 Rial). Falls Kopien nötig sind, kann man zurück im ersten Zollgebäude eine Art Copyshop finden. (Manche zahlen für die Kopien, andere nicht.)

12:15 In der Abfertigungshalle (N 27 09.253E 56 12.226) gibt es im ersten Stock eine Kantine für das Mittagessen (neben dem blaugrauen Zollgebäude). Kosten für ein Essen ca. 160.000 Rial. Wir haben im Iran schon in schlechteren Restaurants gegessen.

15:00 Inzwischen wurden alle nötigen Dokumente vom Shipping Agent bearbeitet (Zollgebäude an der Rückseite). Man wird wieder zur Polizeistation im blaugrauen Gebäude geschickt wo man einen Gate-Pass bekommt.

15:30 Mit dem Gate-Pass kann man das Fahrzeug ein paar hundert Meter weiter durch eine Schranke auf das Verladegelände fahren. Achtung: Danach kommt man bis zur Abfahrt nicht mehr dran, also alles nötige mitnehmen. Nun heißt es warten in der Abfertungshalle. (Oder aus dem Hafen schleichen und Falafel essen gehen.)

19:30 In der Abfertungshalle werden die Tickets kontrolliert, man erhält einen Boardingpass.

20:00 Passkontrolle: Natürlich Frauen und Männer getrennt. Von allen Fahrzeuginhabern werden die Pässe bis zum Boarding einbehalten (vermutlich damit diese als letztes an Bord gehen). Danach wieder warten...

21:00 Der eigentliche Abfahrtstermin des Schiffes - Es passiert aber nichts. Die Kinder im Saal werden unruhig.

22:30 Die Passasiere ohne Fahrzeug dürfen aufs Schiff.

22:45 Wir dürfen unsere Fahrzeuge selbst aufs Schiff fahren, und die Motorräder werden verzurrt. Ein Zugang zu den Fahrzeugen während der Fahrt ist möglich.

23:00 Mit 2 Stunden Verspätung fährt die Fähre ab. Es gibt Hühnchen mit Reis zum Abendessen, später wird die Kabine abgedunkelt und der Fernseher abgeschalten, so dass man etwas Schlaf bekommen kann.

Ankunft Sharjah

10:00 Wir kommen im Hafen an und dürfen die Fahrzeuge selbst von der Fähre runterfahren. Hafenoffizielle prüfen fast sofort die Fahrgestellnummer und das Carnet. 

10:15 Der Agent kommt vorbei und nimmt die Carnets an sich, um Papiere zu bearbeiten. Wir sollen zunächst wie alle Passasiere in Bussen zum Immigration Office mitfahren. Die Polizisten sind unschlüssig, wie sie mit uns Fahrzeug-Besitzern umgehen sollen.

10:45 Wir fahren im Polizeiwagen den anderen Passagieren hinterher zur Immigration (N 25 21.597 E 55 22.576).

11:15 Wir bekommen in Abfertigung das Visum in den Pass gestempelt, und fahren zurück zum Büro des Shipping Agents (N 25 21.818 E 55 22.580).

11:30 Wir warten auf den Agent und spielen solange Fußball neben Verladungskränen... 

12:30 Der Agent möchte in Dirham bezahlt werden, ein ATM soll im Zollgebäude (N 25 21.556 E 55 22.569) zu finden sein - Also erst einmal Geld abheben. Achtung Gebäude ist nicht mit dem Fahrzeug zu erreichen, sondern nur durch die Immigration-Halle.

12:45 Zurück beim Agent bezahlen wir die Hafengebühr und Steuern für 2 Motorräder: ca. 120 Dirham. Nun bekommen wir eine Liste mit 5 Stationen, welche wir besuchen müssen, um den Hafen mit unseren Gefährten verlassen zu können. Dazu der Hinweis, dass alles vor 18:00 erledigt sein muss, da dann alle Büros schließen. Der folgende Tag ist noch dazu Freitag und damit Wochenende. (Wir hoffen inständig, diese Warnung war reine pro forma, beeilen uns jetzt aber doch mehr.)

13:00 Zurück im Zollgebäude, gibt es links am Schalter einen ersten Stempel

13:15 Am Main Gate (N 25 21.587 E 55 22.614) kontrolliert ein Beamter die Fahrgestellnummer am Fahrzeug und erstellt anschließend den Inspection Report. Kosten ca. 20 Dirham pro Fahrzeug.

14:00 Zurück im Zollgebäude stempelt der erste Beamte das Carnet und erstellt die Bill Of Loading. Dieses Dokument sollte man genau prüfen - es muss der Fahrzeugtyp und die Fahrgestellnummer enthalten sein! (Unsere erste war für 20 Tonnen Eiscreme ausgestellt!). Auch die Fahrgestellnummer auf Tippfehler prüfen! Kosten 80 Dirham.

15:15 Nun müssen wir warten, bis der nächste Schalter um 16:00 wieder öffnet. (Haben wir erwähnt, dass es im ganzen Hafengelände von Sharjah nichts zu essen gibt? Die Großfamilie gibt uns Spaghetti aus.)

16:00 Zurück im Zollgebäude bekommen wir am Schalter auf der rechten Seite das Dokument "Release Order". Kosten 220 Dirham. Fahrgestellnummer im Dokument auf Tippfehler prüfen! 

17:15 Nun geht es zum YARD 6 (N 25 21.734 E 55 22.526), um den Main Gate-Pass zu bekommen.

17:45 Den Main Gate-Pass unbedingt auf Tippfehler in der Fahrgestellnummer prüfen! Dann zurück zum Main Gate und endlich, endlich den Hafen verlassen! (Der Großfamilienvater muss noch einmal schnell zurück, sein Main Gate-Pass ist fehlerhaft.) Wir hatten noch immerhin 10 Minuten Puffer. Puh!

Fazit

Von einer einfachen Schiffsfahrt ist diese Roll on / Roll off -Fähre weit entfernt. Der Papierkram an beiden Enden wirkt unnötig verkompliziert, und oftmals trägt man nur Dokumente von einem Beamten ein paar Meter weiter zum nächsten. In Bandar Abbas dauerte alles sehr lange, aber alle Beamten waren hilfsbereit und kannten jeweils den nächsten Schritt in der Abfolge. Durch die lange Wartezeit am Nachmittag und die (anscheinend übliche) Verspätung wird es aber ein zäher Tag. Auf der Seite der UAE war der Agent besser vorbereitet. Allerdings sind selbst in unserer kleinen Gruppe (5 Fahrzeuge) in jedem Schritt Fehler passiert. Man sollte also jedes Dokument kontrollieren und auf der Hut sein!

Aber wir sind schlecht im Trübsal blasen. Wir haben uns zusammen mit den anderen Travelern der Überfahrt die Zeit vertrieben. Besonders die beiden Franzosen, welche gerade mit Ihren 6 Kindern (!) im Camper plus Anhänger ein Jahr lang von Frankreich bis nach Nepal reisen, haben uns sehr imponiert. Die Kinder sorgen wenigstens immer für Action! Auch Lutz, der mit über 70 Jahren noch im Landcruiser durch die Welt reist, wird uns in Erinnerung bleiben.

Übrigens erfuhren wir auf dem Schiff von anderen Reisenden, dass kürzlich einer mit seinem Motorrad in Bandar Abbas in den Flieger gestiegen ist - Unkosten zusätzlich zum Flugticket: $70, Zeitaufwand gleich Null. Hätten wir das mal vorher gewusst.

Wir sind gespannt, welche bürokratischen Hindernisse uns bei der nächsten Verschiffung bevorstehen. Aber jetzt verarbeiten wir erst einmal den Kulturschock Dubai!

06. Dec 2013

 

Von Tabriz aus wollen wir weiter fahren zum Kaspischen Meer, um anschließend nach Süden abzudrehen. Sobald wir es über den hohen Bergkamm geschafft haben, ist von der zuvor kargen, felsigen Landschaft nichts mehr zu sehen. Statt dessen prägen grüne Laubwälder, Ackerflächen und Unmengen von Kühen das Bild. Anna schwört, es war ein besonders großer, schwarzer Stier, der ihr plötzlich - immer schneller werdend - vor das Motorrad rennt. "Oh shit" sagt sie noch, dann liegen ihr Motorrad und die Kuh auf der Seite. Zum Glück passiert weder Anna noch der Kuh etwas. Sofort sind wir umringt von Iranern, welche aus den angrenzenden Geschäften und dem Friseur zu Hilfe eilen. Scheinbar hat auch jemand einen Krankenwagen gerufen, welcher in Nullkommanichts zur Stelle ist, aber nicht gebraucht wird. Nur die arme Zoey (Annas Motorrad) musste ihre Scheibe lassen und blickt nun etwas geknickt drein.

Nach einer kurzen Verschnaufpause fahren wir sehr langsam weiter. Bitte jetzt nur noch ein Hotel und viel Ruhe. An der Küste werden wir fündig, wenn das Zimmer auch teuer ist. Ach so, hoppla, heute nächtigen wir also in einer Suite! Und das mit Meeresrauschen und Sandstrand. Leider ist dieser aber vom allgegenwärtigen Müllproblem des Irans nicht verschont geblieben.

Weil wir am nächsten Tag im Verkehrchaos von Rasht den weiteren Verlauf der Küstenstraße nicht finden können, biegen wir eben wieder nach Süden ab. Wir fahren erneut durch karge Berglandschaften bis in das hübsche Städtchen Qazvin, wo wir spontan 2 Tage bleiben, um günstig etwas auszuspannen. Ausgiebig schlendern wir durch die Märkte, von Obst über Fisch bis zu Schafsköpfen ist hier alles zu haben. So manch einer schmückt hier sein Gefährt übrigens mit dem ein oder anderen Teppich. Das sieht gemütlich aus, Daniel wird ganz neidisch.

Bewaffnet mit den GPS-Koordinaten eines Hotels in Teheran, brechen wir schließlich auf, um die Hauptstadt des Landes zu erkunden. Unterwegs fahren wir am einzigen aktiven Atomkraftwerk des Landes vorbei, welches bei uns für so viel Trubel sorgt. Im Stadtgebiet Teheran wohnen ca. 15 Millionen Menschen. Der Verkehr in Teheran ist zwar dichter als im restlichen Land, aber wir meistern das inzwischen schon ganz routiniert. Teheran ist laut und echt groß. Wir schlendern an hunderten von Geschäften vorbei, erkunden mit der U-Bahn etwas die Stadt und finden heraus, dass nahezu alle großen und modernen Gebäude Banken sind. Die Abende hier lassen wir mehr als einmal mit frischen, reifen Kakis und anderen Leckereien ausklingen.

Wir kommen hier auch vermehrt mit der Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in Kontakt: In der U-Bahn gibt es Wagons nur für Frauen, und in Shisha-Bars wird Anna der Eintritt verwehrt. Frauen rauchen hier nicht in der Öffentlichkeit - das war uns bisher gar nicht aufgefallen. Ungewohnt schnell haben wir dieses Mal genug von der Großstadt, und führen unseren Weg nach Süden fort. Wir übernachten in der Stadt Kashan, wo es sehr alte, lehmverputzte Häuser zu bewundern gibt, deren Dächer zu kleinen Kuppeln gemauert sind. Anna ist ganz aus dem "Häuschen"!

Hier treffen wir außerdem auf einen deutschsprachigen Iraner, welcher viele Jahre in Frankfurt gelebt und gearbeitet hat. Eifrig probiert er seine Deutschkenntnisse an uns aus, und schwärmt dabei von der Region sowie seinen zahlreichen Ausflügen nach Dubai. Interessant! Weiter im Süden, etwa in der Mitte des Landes, kommen wir in Isfahan an - der "Perle des Orients". Die Stadt ist wahrlich ein Schmuckstück! Parks laden zum Picknicken und Verweilen ein.

Der berühmte Imam-Platz mit dem angrenzenden Basar, Palast und der Moschee ist wirklich riesig. Das heutige Zentrum Isfahans wurde erbaut, als die Hauptstadt im ausgehenden 16. Jhd. von Qazvin hierher verlegt wurde. Abertausende armenische Künstler wurden herangezogen, die Bauwerke auszuschmücken, weshalb noch heute Christen angesehene Bürger der Stadt sind. Dank dieser Pracht wurde Isfahan zum Kern der Seidenstraße und somit des Handels zwischen China und Europa.

Zum ersten Mal im Iran finden wir ein touristisches Angebot an Hotels, hübschen Einkaufsstraßen und sogar einem italienischen Restaurant vor! Ihr müsst wissen, dass Restaurants im Iran normalerweise sehr selten sind (von Fastfood einmal abgesehen). Wir werden von einem älteren Herren angesprochen, der fragt, ob er uns etwas über den Platz erzählen kann. Wir stimmen zu und hören einen längeren Monolog mit durchaus interessanten Details. Natürlich arbeitet der gute Mann eigentlich hier und will am Ende eine Entlohnung. An solche "Touristenfallen" sind wir schon gar nicht mehr gewöhnt!  Als lebendige Attraktion dürfen wir auch hier wieder für das ein oder andere Foto posieren:

Beim Bummeln durch die Stadt läd uns ein Teppichhändler spontan in sein Lager zum Tee ein. Wir lernen seine Tochter mit Ihren Freundinnen kennen und werden in schüchternem Englisch ausgefragt. Natürlich dürfen wir auch einige der Teppiche begutachten, und lernen die verschiedenen Qualitätsmerkmale und Techniken kennen. Einen Teppich kaufen wollen wir dann allerdings doch nicht, obwohl sie uns wirklich gefallen:

Eine weitere Attraktion der Stadt soll die Brücke über den Fluss sein. Diese ist auch schnell gefunden - aber wo ist der Fluss? Scheinbar ist in den Wintermonaten der Fluss nicht zu Hause, und so können wir entspannt durch das Flussbett lustwandeln. Irgendwie etwas skurril.

Wir reißen uns schließlich los von der schönen Perle Persiens. Nördlich der Stadt Shiraz fahren wir die Unesco-Weltkulturerbestätte Persepolis an. Hier wurden vor unvorstellbaren zweieinhalb tausend Jahren über 14 Gebäude auf einem Plateu errichtet, mit Palästen, Harem und dergleichen. Erstaunlich viele Details sind hier erhalten, und wir starren lange in Ehrfurcht auf Säulen und Steinblöcke mit herausgearbeiteten Personen und Szenen. 

Persepolis ist wirklich ein Highlight unseres Aufenthalts im Iran - nicht zuletzt deshalb, weil es nicht von Sklaven, sondern von entlohnten Arbeitern erbaut wurde. Wir gleiten würdevoll die Treppen hinauf und hinab, stellen uns vor, wie wir in den Harem getragen werden und wie uns Geschenke überreicht werden. Können wir jedem nur empfehlen!

Nach der ersten Fahrt in der Dämmerung erreichen wir am Abend die Stadt Shiraz. Entgegen landläufiger Meinung fahren auch die Leute im Iran nachts ganz normal mit Licht. Kurz vor der Stadt werden wir noch von einer Polizeikontrolle zur Seite gewunken. Aber wieder sind wir nicht zu schnell gefahren, sondern werden nur neugierig beäugt und im Iran wilkommen geheißen. In der Stadt angekommen, steuern wir ein kleines Hotel in den Gassen der Altstadt an. Diese sind so schmal, dass wir tatsächlich für ein entgegen kommendes Auto ein Stück rückwärts schieben müssen, damit wir aneinander vorbeikommen. Endlich angekommen, fährt Daniel unsere Rädchen mit Bravour über eine schmale Betontreppe hinauf in den Eingang des Hotels. Wir bekommen ein hübsches Zimmer mit riesiger Deckenhöhe, essen im überdachten Innenhof mit Brunnen und lassen den Abend mit einer wohl verdienten Wasserpfeife ausklingen. 

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen erkunden wir ein wenig die Stadt, inklusive des schiefen Turms von Shiraz. Er gehört zu einem Mausoleum in der Stadtmitte. 

Die Stadt selbst ist quirlig und voller Geschäfte für Herrenkleidung. Wir treffen sogar einen Iraner, der uns auf deutsch ausfragt und in Shiraz wilkommen heißt. Den Nachmittag verbringen wir faul im Innenhof des Hotels. Wir spüren allmählich eine erste Reisemüdigkeit. So viele neue Eindrücke prasseln immer noch auf uns ein, aber wir nehmen sie immer selektiver wahr. Abends kommen wir mit zwei anderen Travellern ins Gespräch. Wir tauschen uns über Reisemöglichkeiten, Gefährte und Sitten in fremden Ländern aus. Bis weit in die Nacht hinein wird gequatscht und Shisha geraucht.

Bevor wir am nächsten Mittag wieder aufbrechen, sprechen wir noch mit drei anderen Gästen, welche jeweils mit ihren Fahrrädern bis in den Iran gefahren sind. Wir lernen, dass man auch durch die hier übliche Berglandschaft durchaus 120km am Tag radeln kann. Der Radfahrer aus England hat praktisch die gleiche Route wie wir hinter sich. Chapeau! Weiter im Süden machen wir einen Zwischenstopp in einer Stadt am Fuße eines Berges. Hier wird von Hand die Baumwolle für die vielen Klamottengeschäfte geerntet.

Wärend der abendlichen Einkaufstour hat Daniel die Gelegenheit, ein Fitnessstudio im Iran zu besuchen. Während des Trainings wird hier ruhig mal das Motorrad mit laufendem Motor in der Halle abgestellt. Die Angestellten unseres Hotels sprechen leider auch hier kein English, sind aber trotzdem sehr hilfsbereit und neugierig. Wir verstehen uns auch so - Ob Anna schon ein Kind erwartet, wurden wir schließlich gestisch schon mehr als einmal gefragt. Immerhin können wir mittlerweile schon die persischen Zahlen auswendig, ist ja ganz leicht:

Am nächsten Morgen brechen wir auf zu unserer letzten Etappe durch den Iran, bis zum größten Hafen des Landes in Bandar Abbas. Über diese 300 Kilometer ändert sich die Landschaft zusehens ins Wüstenhafte. Und es wird spürbar wärmer. Die "Vorsicht Kuh"-Schilder werden von "Vorsicht Kamele"-Schildern abgelöst. Und plötzlich erscheinen sie dann in der Ferne, groß aber grazil, und sehr zahlreich: Eine Horde wilder Kamele! 

In Bandar Abbas finden wir das Meer endlich wieder. Schade, dass man hier nicht wirklich in der Sonne liegen kann, denn es hat knapp 30°C. Aber Frauen bleiben auch hier verschleiert, und die Uferpromenade ist zweckmäßig steil betoniert. Vor uns liegt nun die Aufgabe, einen Berg Papierkram zu bewältigen, um uns und unsere Motorräder zügig mit der teuren Fähre über den persischen Golf nach Dubai zu bringen, bevor unser Visum für den Iran ausläuft. Ein dickes Bündel Geldscheine mussten wir dafür hinlegen:

Der Iran hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Die islamische Revolution spaltete das Land in konservative und fortschrittliche Mächte, die sich überall bemerkbar machen. Traditionelle Gewänder und schrille Leggings bzw. maßgeschneiderte Anzüge halten sich die Waage. Zahnlose Granatäpfelverkäufer preisen ihre Ware vor Handyläden an. Hinter funktionalen Hochhäusern stehen noch immer lehmverputzte Viertel. Wir wagen zu hoffen, dass sich das Land trotz seiner monarchischen Tradition wieder weiter öffnen wird. Anlass zur Hoffnung bildet der erste Händedruck zwischen einem iranischen und amerikanischen Offiziellen seit der islamischen Revolution, den wir hier kürzlich im Fernsehen verfolgen konnten. Wir wünschen dem Iran, dass die Sanktionen bald gelockert werden, damit endlich wieder Datteln exportiert werden können und das Land floriert!

Ach so: Angst hatten wir hier übrigens nie. Wir wurden oft beschenkt, aber nie bestohlen. Wir versuchen, uns von der Hilfsbereitschaft der Iraner eine Scheibe abzuschneiden. Falls wir zum 100. Mal gefragt werden "Iran, good?", sagen wir gerne wieder: "Yes, very good!"

29. Nov 2013

Schon unser erster Tag im Iran bringt so einige Überraschungen. Die Ausreise aus der Türkei war noch recht entspannt. Ein Tee, ein kleiner Stempel, und schon warteten wir darauf, dass sich das große Eisentor in den Iran öffnet. Leider ist vor uns ein großer Bus voller Menschen mit Bündeln voll neuer Schuhe durchzuschleusen, weshalb wir eine Weile in der Kälte ausharren. Hinter dem Tor werden an einem Posten unsere Pässe kontrolliert und unser türkisches Geld in iranische Rial gewechselt - oops, das war bestimmt kein Offizieller. An der nächsten Stelle nickt jemand unsere Visa ab und heißt uns überschwenglich willkommen. Als nächstes heißt es, die Motorräder ins Land zu bekommen. Das Carnet de Passage kommt zum Einsatz. Bis alle Unterschriften und Stempel drauf sind, dauert es etwa eine Stunde. Die ganze Zeit werden wir begleitet von einem netten jungen Mann, der uns dann auch zum Zollgebäude eskortiert für den letzten und wichtigsten Stempel. Wir brauchen eine Versicherung, heißt es. Wir wollen aber nicht zahlen. OK, gibt es auch kostenlos. Jetzt will der nette Herr bezahlt werden für seine Hilfe. Von der iranischen Währung will er aber nichts wissen, und verschwindet plötzlich genervt. Endlich, endlich fahren wir rein in den Iran.

Die Straßen sind hubbelig, und wir suchen alsbald in den Straßen der nächsten Stadt nach einer Bleibe. Natürlich sind die meisten Schilder hier in Farsi, was das ganze nicht leichter macht... Anscheinend sieht man uns unsere Verlorenheit an, denn schon bald hält ein Auto neben uns, und weist uns freundlich den Weg in Richtung Hotel. Weil wir uns in dem Nest trotzdem nicht zurecht finden, halten wir bald, um noch einmal nachzufragen. Ein Mann spricht uns an, er wurde angerufen, es seien Touristen in der Stadt. Er möchte uns den Weg zum Hotel zeigen. Eine Fahrschulauto hält an, alle Insassen wollen uns helfen. Der Fahrschüler hat gerade Prüfung, egal, sie halten am Hotel. Der Mann begleitet uns noch hinein und hinterlässt seine Nummer an der Rezeption, just in case! Nach einer Verschnaufpause im ordentlichen Hotelzimmer gehen wir auf die Suche nach Essen. Restaurants scheint es keine zu geben, aber wir begnügen uns mit einem Sandwich. Daniel sucht aus: "Chicken" mit Salat und Tomaten - oops, das war dann wohl Hühnerleber... Nach unserem Erkundungsgang werden wir, wieder am Hotel, erneut überrascht: Vor dem Hotel steht schlotternd wieder der gleiche hilfsbereite Mann. Da sind wir ja, sagt er, und er erwarte uns schon eine dreiviertel Stunde. Der Hotelmanager rief ihn an, wir könnten uns in der (sehr kleinen) Stadt ja verlaufen, und jemand der Englisch spricht müsse uns begleiten. Damit wir ein gutes Bild vom Iran bekommen, sagte der Mann, der sich uns nun als Dozent an der Uni vorstellt, seine Vorlesung ab. Waaaaas? Das war doch etwas übertriebene Vorsicht, finden wir, und schließen den ersten Tag mit der Vermutung, dass wir einiges dieser Kultur noch nicht verstehen.

Am nächsten Morgen brechen wir ausgeruht auf, um den Iran zu erkunden. Unser nächster Stop wird in Urmia sein, wo uns Hossein in sein Guesthouse eingeladen hat. Bewaffnet mit den nötigen GPS-Koordinaten und Hossein's Handynummer brechen wir auf. Wir fahren durch herbstliche Landschaften, welche aber schnell abgelößt werden von kargen Feldern, nur hier und da eine Schaafherde. Man merkt, dass auch hier der Winter kurz bevor steht. Anders als bisher werden wir hier bereits von überholdenen und entgegenkommenden Fahrzeugen neugierig betrachtet und durch Hupen, Lichthupe oder Winken gegrüßt. Ob es an der Motorrad fahrenden Anna liegt oder daran, dass Motorräder mit mehr als 250ccm im Iran verboten sind, wissen wir nicht. An Ampeln spricht man uns an, fragt, ob wo wir herkommen und ob man uns vielleicht helfen kann. Bei unserer Zwischenstation in der Stadt Koy können wir uns keine 2m vom Motorrad entfernen, ohne zu einem ganz untypischen Cappuchino eingeladen zu werden. 

Am späten Nachmittag kommen wir bei den GPS-Koordinaten von Hossein an. Es ist kein Guesthouse zu finden, und erst jetzt fällt uns auf, dass unser Handy uns im Iran im Stich lässt. Etwas ratlos gehen wir die Strasse auf und ab, um vielleicht das Guesthouse zu finden oder jemand mit Handy ausfindig zu machen. Unser Problem löst sich allerdings von selbst: Anscheinend ist Hossein bereits in der ganzen Stadt Urmia dafür bekannt, dass ihn oft Motorradreisende besuchen. Der nette Besitzer eines Süßwarenladens bittet uns herein und macht per Handy Hossein ausfindig. Während wir warten, dolmetscht uns der Sohn des Besitzers am Handy, was besprochen wurde.

Nach einer viertel Stunde holt uns Hosseins Vater mit dem Fahrrad ab, und geleitet uns durch eine Seitenstrasse in einen Innenhof, wo wir unsere Motorräder abstellen. Wir werden in das Haus der Familie geführt, wo wir zu unserem Erstaunen eines der beiden einzigen Zimmer beziehen sollen. Sofort wird uns Tee zum Aufwärmen angeboten, und bald sitzt uns unser eigentlicher Gastgeber Hossein gegenüber. Alsbald brechen wir auf, um zusammen mit Hossein einige seiner Freunde zum Abendessen und zur gemütlichen Runde zu treffen. Trotz der Sprachbarriere (nur Hossein spricht gutes Englisch und muss daher immer zum Übersetzen herhalten) werden wir begeistert aufgenommen und fühlen und sehr willkommen. Es wird gesungen, geraucht und geschmaust, und schon bald haben wir ein paar neue Freundesanfragen bei Facebook.

Spät in der Nacht löst sich die Gruppe auf, und wir schlendern zurück zu Hosseins Haus. Mit dem Gedanken, am nächsten Morgen bereits früh raus zu müssen, fallen wir ins Bett. Dass die komplette 5-köpfige Familie wegen uns im Wohnzimmer schläft, bemerken wir erst später schockiert. Am nächsten Morgen geht es fast pünklich um 7 los zum Trecking, dem Hobby der Wahl vieler Iraner. Es ist Freitag und damit der einzige freie Tag der Woche im Iran. In drei Kleinbussen gefüllt mit jung und alt geht es los, raus aus der Stadt zum "White Mountain". Wieder werden wir sofort und selbstverständlich in die Gruppe integriert. Fehlende Ausrüstung wie Mützen und Handschuhe für uns finden sich ohne Probleme. 

In regelmäßigen Abständen wird die Wanderung durch Picknick und / oder Foto-Pausen unterbrochen. Mitgebrachtes Frühstück und Mittagessen wird fröhlich und ohne Zurückhaltung mit uns geteilt. Es ist selbstverständlich, dass wir alles probieren müssen. Erinnert ein bißchen an die Walters :-) 

Wir erleben einen spannenden Tag mit vielen interressanten Unterhaltungen über die Natur, Umweltverschmutzung, Deutschland, Autos, Politik und das Bild, welches wir im Ausland vom Iran haben. Am Ende geht es mit dem Bus zurück nach Urmia, wo wir alle hundemüde ins Bett fallen, obwohl es erst später Nachmittag ist. Soviel Bewegung (nach so viel feiern) sind wir nicht gewohnt.

Am nächsten Morgen geht es los, um zusammen mit Hossein die Stadt zu erkunden, Geld zu wechseln und endlich eine Landkarte zu kaufen - aber erst nach einem leckeren, späten Frühstück im Wohnzimmer der Familie:

Ganz nebenbei erfahren wir, was und wie Hosseins Freunde arbeiten, und dass es durch die schlechte Anbindung an das Internet hier einen normalen Laden gibt, in welchem man (dank des Handelsembargos) alle nötige Software bequem und gecrackt kaufen kann. Wie praktisch! Wir kaufen einen VPN-Zugang für Facebook und co.

Natürlich darf die Tour nicht enden, bevor wir nicht den Bazar und die älteste Moschee im Ort besucht haben. Da gerade kein Gebet stattfindet, können Anna und ich die Moschee in Ruhe besuchen und sogar Fotos machen. Die Moschee ist ein angenehmer Gegensatz zu den meist kalten Kirchen in Deutschland, es ist warm und durch die vielen Teppiche sehr gemütlich. Sie ist niedriger als die meisten der Moscheen in Istanbul und stammt aus dem 15. Jhd.

Wie in Deutschland trifft man sich auch im Iran am Abend, um noch etwas abzuhängen. Wir erleben eine moderne Shisha-Bar (das Pharao in Augsburg hat das Ambiente wirklich sehr gut rüber gebracht) und die Iranische interpretation von Pizza (sehr soßig). Da wir nun bereits bekannte Gesichter sind werden wir von Hosseins Freunden mit mehr Fragen gelöchert und fast schon mütterlich umsorgt. Wir fühlen uns sehr wohl!

Abends lassen es sich Hosseins Eltern nicht nehmen, das Familienalbum zu zücken, und im Gegenzug unsere mitgebrachten Fotos durchzusehen. Vor allem die Berufe (wir sind uns nicht einig, welcher der Berufe unserer Väter nun schwerer zu erklären ist) und die Bilder unseres Polterabends und der Hochzeit kommen gut an. Und natürlich der Flugzeugmechaniker unter unseren Freunden löst erstaunen aus ;-) Hossein zeigt uns noch einige Videos vergangener Besucher und Iranischer Hochzeiten (bei welchen Männer und Frauen getrennt feiern) bevor wir mit ihm die weitere Route durch den Iran besprechen. Schlussendlich machen wir noch einige Fotos zusammen und müssen lernen, dass es wohl ewig ein unerfüllter Traum der Familie bleiben wird, nach Deutschland in den Urlaub zu fahren. Ein Visum ist praktisch unmöglich zu bekommen. Annas Foto von der Augsburger Innenstadt bekommt einen neuen Platz zwischen den Familienfotos über der Couch.

Eine letzte Nacht verbringen wir in Hossein's Guesthouse. Am nächsten Morgen erwartet uns wieder ein gutes Frühstück - und eine Überraschung: Über Nacht konnte eine Einigung zum Iranischen Atomprogramm gefunden werden, und die Sanktionen, unter welchen der Iran bereits lange leidet, sollen gelockert werden. Die Freude darüber ist hier sehr groß, "Almanya and Iran Friends!" und "Peace!" wird gerufen. Nach dem Frühstück begleitet uns fast die ganze Familie mit dem Auto bis an die Stadtgrenze, um uns zu verabschieden. Wir haben einen intimen Einblick in das Familienleben erhalten, und konnten einiges über die Gepflogenheiten im Iran lernen. Wer möchte ist herzlich eingeladen, Hossein und seine Familie im Hossein's Guesthouse zu besuchen. Wir können es nur wärmstens empfehlen!

Wir fahren raus aus Urmia und überqueren den (nach dem toten Meer) zweitgrößten Salzsee der Welt über die für Motorräder mautfreie Brücke. Leider ist der See stark ausgetrocknet, da die lokale Industrie Wasser entnimmt, aber keines wieder zugegeben wird. Wenn es so weitergeht, wir der See in ca. 50 Jahren verschwunden sein. 

Kaum haben wir den See überquert, werden wir von einem Polizeiauto mit Blaulicht an den Seitenstreifen gewunken. Na super, schon wieder zu schnell gefahren? Drei Polizisten steigen aus und fragen brummig nach dem Pass. Allerdings wird den Beamten mit einem Blick auf Anna und die Motorräder klar, dass wir wohl nicht von hier sind. Als Anna dann die Beamten mit einem fröhlichen "Salam!" begrüßt, werden die Augen groß. Als sie herausfinden, dass wir aus Deutschland kommen, werden wir mit "Welcome to Iran" und "Thank you" begeistert begrüßt. Schnell wird aus dem Auto ein noch warmes Brot für uns hervorgezaubert, und "I love you!" gerufen. Ohne unsere Pässe gesehen zu haben, sind die Polizisten auch schon wieder davon gesaust. Man stelle sich diese Szene nur einmal in Deutschland vor. Unglaublich. Nachdem wir das lecker Brot verspeist haben, besuchen wir das Dorf Kandovan, wo bereits seit über 1000 Jahren Menschen in Steinhöhlen wohnen. Sehr beeindruckend anzusehen.

Auch hier werden wir wieder mit großer Herzlichkeit begrüßt. Ein Ladenbesitzer läd uns zum Tee ein, fragt uns aus und bietet uns spontan einen Schlafplatz in seinem Haus an, während er Butter kocht. 

Da hier allerdings Schnee liegt, beschließen wir, unsere Route bis in die nächste große Stadt - Tabriz - fortzusetzen. Kaum sind wir aus dem Laden, hält ein Auto neben uns und vier junge Iranerinnen bitten uns (oder wohl eher Anna) um ein Gruppenfoto. Zack *knips* und weg sind sie wieder mit großem Gekicher. Die Jugend im Iran ist wohl sehr Natur- und Kultur-interessiert, beeindruckend!

Zurück an den Motorrädern, werden diese bereits von einer Gruppe kleiner Jungs umlagert, welche begeistert für Anna das Motorrad starten dürfen und kräftig am Gas drehen. Wir sind wohl die Attraktion des Tages. In der Dämmerung erreichen wir Tabriz, wo sich die Suche nach einem Hotel als schwierig erweist. Wir irren durch die viertgrößte Stadt des Iran (über 4 Millionen Einwohner - und damit größer als Berlin!) und finden schlussendlich ein einfaches, aber billiges Hotel für die Nacht. Generell ist das Preisniveau im Iran sehr niedrig. Eine Übernachtung im Hotel schlägt mit 10 bis 20 Euro zu Buche, und Sprit ist selbst mit dem teureren Ausländertarif für lächerliche 20 Eurocent/Liter zu haben. Im Gegensatz dazu kostet eine Literflasche Wasser 25 Eurocent. Unsere weitere Route führt uns nach Ardabil, nahe des Kaspischen Meeres. Wir fahren durch schneebedeckte Berge und kahle Täler, bis die Stadt am Nachmittag erreicht ist. 

Ardabil ist eine kleinere Stadt, aber dank ausschließlich persischer Schriftzeichen und des gewöhnungsbedürftigen Verkehrs ist die Zimmersuche auch hier nicht leicht. In einer belebten Gasse wird Anna von einem rückwärts manövrierenden Iraner am Koffer gestupst und umgeworfen. Zum Glück ist außer einem Schreck nichts passiert, und sofort eilen mehrere Männer zur Hilfe, um das Motorrad wieder aufzustellen. Den aufgebrachten Fahrer besänftigt Anna mit einem Händeschütteln. Los, weg hier - Eine Abzweigung weiter finden wir endlich ein Hostel. Jetzt gilt es nur noch die Fahrt über den Bürgersteig und über die recht hohe Stufe bis in das Treppenhaus des Hostels zu meistern. Und schon wieder ruft uns ein Fremder "I love you!" hinterher, nachdem er erfuhr, dass wir aus Deutschland sind. Hä? Für heute sind wir geschafft. Nach einer kurzen Einkaufstour durch die Einkaufsstraße und den Bazar ist das Abendessen gesichert: Es gibt Brot mit Käse und Datteln. Dazu drei Kannen Tee und viel Ruhe.

Die erste Woche im Iran verging wie im Flug. Die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft der Iraner, von der wir im Vorfeld schon viel gehört hatten, hat auch uns bereits überwältigt. Es tut uns leid, dass es für interessierte Iraner unmöglich scheint, jemals Europa zu bereisen. Immerhin konnten wir auch so manchen Iranern unser Heimatland ein wenig näher bringen: Zwischen den Familienfotos einer nordiranischen Familie prangt nun Annas verblichenes Foto von der Innenstadt Augsburgs.