Es ist schon erstaunlich, gegen was man sich so versichern kann. Von wichtigen Versicherungen wie Krankenversicherungen bis zu unnötigen wie der Reisegepäckversicherung sind der Fantasie praktisch keine Grenzen gesetzt. Nach langem Hin und Her haben wir 4 verschiedene Versicherungen für die Reise abgeschlossen. Beginnen wir mit der wichtigsten von allen, der Krankenversicherung:
Auslandskrankenversicherung
Krank wird man meistens im total falschen Moment, kurz vor der wichtigen Klausur, dem wichtigen Vorstellungsgespräch oder eben auf der langen Auslandsreise. Da die Krankenversicherung in Deutschland nichts zahlt, wenn man im Ausland krank wird, muss also eine Auslandskrankenversicherung her. Diese gibt's meistens schon relativ günstig, wenn man nur für kurze Zeit das Land verlässt, den normalen Jahresurlaub zum Beispiel. Für längere Auslandsaufenthalte haben sich extra Tarife gebildet, welche meist nicht mehr ganz so preiswert sind.
Wir haben uns für die Versicherung ProTrip entschieden, welche viele tolle Dinge beinhaltet, wie z.B.:
- Bezahlung der eigentlichen Behandlungskosten (inkl. Zahnarzt)
- Weltweiter Versicherungsschutz (s. u.)
- Krankenrücktransport in die Heimat
- Ersatz von Dokumenten (z.B. Reisepassverlust)
- Ersatz von Zahlungsmitteln (z.B. gesperrte Kreditkarten)
- Hilfe bei Stranfverfolgungsmaßnahmen
- Heimreise im Notfall (z.B. Unfall eines Verwandten)
- Anreise einer Vertrauensperson im Notfall
Diese Versicherung ist speziell auf Langzeitreisende ausgelegt und läuft über maximal 2 Jahre. Bezahlt wird monatlich 37,-€ (bzw. 56,- wenn USA und Kanada auch bereist werden wollen). Wir haben uns für die Variante ohne USA und Kanada entschieden, da wir einfach noch nicht wissen, wo die Reise wann hingeht. Wenn nötig, werden wir für diese zwei Länder dort eine Zusatzversicherung abschließen.
Achtung: Ohne eine Auslandskrankenversicherung ist die Abmeldung bei der deutschen Krankenkasse i.d.R. nicht möglich, das heißt wer ohne Auslandskrankenversicherung verreist (und dafür seinen Job aufgibt), muss weiterhin in Deutschland Beiträge bezahlen (auch wenn er keine Leistungen in Anspruch nehmen kann).
Unfallversicherung
Eine Unfallversicherung schützt vor dem Risiko der Invalidität nach einem Unfall. Während die Krankenversicherung die möglichen Behandlungskosten sowie einen Rücktransport übernimmt, würde die Pflege oder eventuelle Umbaumaßnahmen in einer Wohnung in den Bereich der Unfallversicherung fallen. Dank eines besorgten Gönners sind wir um eine solche Versicherung reicher.
Motorrad-Versicherung
Eine Motorrad-Haftpflicht-Versicherung muss hier in Deutschland jeder abschließen, der mit seinem Töff durch die Gegend fahren will, also haben wir logischerweise auch eine. Durch die sogenannte "grüne Karte" lässt sich dieser Versicherungsschutz auf Europa und einige angrenzende Länder (z.B. die Türkei) erweitern. Kommt man weiter in Richtung Südostasien, ist es eher üblich, eine Versicherung im jeweiligen Land abzuschließen. Meistens ist dies direkt an der Grenze möglich bzw. meistens nötig.
Dies sind immer Haftpflicht-Versicherungen (d.h. falls man jemand anderes Schaden zufügt zahlt diese Versicherung). Eine Teilkasko- oder gar Kaskoversicherung werden wir für unsere Motorräder nicht abschließen. Diese Entscheidung muss jeder Langzeitreisende für sich fällen.
Private Haftpflichtversicherung
Eine Haftpflichtversicherung ist prinzipiell sinnvoll, besonders wenn man eher tollpatschig ist (wir wollen keine Namen nennen). Normalerweise macht einen diese Versicherung auch nicht arm. Glücklicherweise mussten wir keine zusätzlich abschließen, da unsere Auslandskrankenversicherung bereits eine Privathaftpflicht enthält.
Aber was ist mit ...
Es gibt natürlich noch viele andere Versicherungen, auf die wir verzichtet haben. Da wären die Rechtsschutzversicherung, Reisegepäckversicherung und Reiserücktrittsversicherung. Zusammenfassend würde ich sagen, dass zumindest eine Auslandskrankenversicherung und eine Motorradversicherung nötig sind. Natürlich könnte man außerhalb Europas das Motorrad abmelden, diese Versicherung kündigen und mit dem Zollkennzeichen weiterreisen. Da die Motorradversicherung aber so billig ist, muss jeder selbst entscheiden, ob es den Aufwand nicht doch wert ist.
Da die von uns gewählten Bikes nicht direkt klassisch-fertige Reisebikes sind, waren neben den normalen Wartungsarbeiten einige Modifikationen nötig. Daniel ist mit seinem Bike nun soweit fertig und wir können eine erste Bilanz ziehen. Natürlich wird Annas Motorrad noch weiter modifiziert, aber dazu wird es sicher noch einen eigenen Post geben. Was haben wir also an dem Motorrad gemacht, um es Fernreise- und (leichtes) Gelände tauglich zu bekommen?
Allgemeiner Service
Wie eigentlich bei einem gebrauchten Motorrad üblich, sollte man einige Verschleißteile prüfen und wenn nötig tauschen. Damit wir die Arbeiten später unterwegs selbst machen können, haben wir alles selbst gemacht (und dabei auch mal gerne viel geflucht). Gewechselt / Erneuert haben wir hier:
- Ölwechsel
- Luftfilter
- Kühlflüssigkeit
- Zündkerzen
- Bremsbeläge
- Batterie
Gepäckträger
Überraschung, wir wollen ein bißchen Gepäck mitnehmen! Als wir Annas Motorrad gekauft haben, waren dort bereits Kofferträger und 2 Koffer von Five Stars / Kappa dabei. Anstatt diese wegzuwerfen, haben wir das einzig sinnvolle gemacht: Wir haben die Kofferträger an Daniels Motorrad montiert und für Annas Motorrad brandneue Koffer inklusive Kofferträger gekauft. Gerade will mir nicht mehr einfallen, warum wir das gemacht haben, aber die Kappa Koffer sind deutlich leichter als Annas neue Koffer (wenn auch lange nicht so cool und stabil).
Hupe
Die Motorradfahrer unter euch kennen das sicherlich: Kurz vor dem Überholen zieht das Auto knapp vor euch noch auf eure Spur, schnell auf die Hupe gedrückt und das Motorrad lässt ein klägliches *Tröööt* ertönen, das niemand hört und keine Wirkung zeigt. Damit uns das nicht so ergeht, haben wir die originale Tröte gegen eine richtig fette Hupe getauscht, die auch in hupfreudigeren Ländern wie Indien gehört wird.
Kettenöler
Wann habe ich eigentlich zum letzten mal meine Kette geölt? Immer wieder holt mich diese Frage ein, und nie bin ich in der Lage, die Kette regelmäßig (vor allem nach Regenfahrten) zu ölen. Hier ist das nicht so ein Problem, aber unterwegs muss die Kette viel aushalten und möglichst lange halten. Damit wir nicht ständig ans Ölen denken müssen, haben wir dem Motorrad einen Scotoiler spendiert, der hoffentlich die Kette immer gut geschmiert hält. Und die großen Kettenölsprühflaschen können damit auch zuhause bleiben und nehmen keinen wertvollen Kofferplatz weg.
Sturzbügel & Hand-Schutzbügel
Das Motorrad wird umfallen, an Wänden schleifen, beim Transport verkratzt und dreckig werden. Dagegen lässt sich einfach nichts tun und jede noch so große Bemühung, das zu verhindern, wird scheitern. Solange das Bike immer weiterfahren kann, ist das meiner Meinung nach auch nicht weiter schlimm. Um den Motor, Hebel und meine Hände zu schützen, haben wir dem Motorrad Sturzbügel und Handschützer spendiert. Fast noch besser ist aber, dass die Handschützer die Hände recht effektiv vor Wasser und Wind schützen. Zusätzlich sorg der integrierte Alu-Bügel für Stabilität, falls das Motorrad sich mal drauf abstützen muss.
Stromanschluss
Alles mögliche braucht Strom: Handy, Kamera, Notebook, Lampen und was weiß ich nicht alles. Deswegen haben wir den Motorrädern einen "Zigarettenanzünder"-Stromanschluss verpasst, damit wir im Notfall Dinge betreiben oder wiederaufladen können. Außerdem lässt sich so unser sehr praktischer mini-Kompressor "Airman" betreiben, der uns im Falle eines Platten aushelfen kann. Tschüss Handluftpumpe!
Neue Reifen
Ohne Frage, vor dem Aufbruch werden neue Reifen montiert. Und damit man gleich Übung bekommt, nehmen wir die Reifeneisen zur Hand und wechseln die Reifen gleich mal selbst, dauert ja nur ein Wochenende und ist kaum anstrengend. Entschieden haben wir uns für die Heidenau K66, welche in der passenden Größe produziert werden und für Regen- und Kiesfahrten geeignet sein sollen. Ob die Reifen halten was sie versprechen und wie lange das gute Stück durchhält, werden wir berichten.
Stahlflex Bremsleitungen
Normale Gummibremsleitungen sollten alle 4-5 Jahre getauscht werden, da sich diese durch den hohen Druck mit der Zeit leicht ausdehnen und damit die Bremsleistung abnimmt. Beide Motorräder waren bereits deutlich über der Grenze, und anstatt neue Gummileitungen zu verlegen haben wir uns direkt dazu entschlossen, wartungsfreie Stahlflexleitungen zu verbauen. Zusammen mit den neuen Bremsbelägen ergibt das eine erstaunlich gute und direkte Bremsleistung. Würde ich jedem auch für Zuhause wärmstens empfehlen!
Ich werde versuchen, diesen Post in einigen Monaten zu aktualisieren, um zu klären, welche der Modifikationen sich als nützlich (oder unnütz) herausgestellt hat. Bis dahin wird aber wohl noch einige Zeit vergehen.
In vielen Ländern muss mann sein eigenes Fahrzeug verzollen, wenn man mit diesem einreisen möchte, denn man könnte es ja theoretisch im Land verkaufen. Um Reisenden dies zu ersparen, gibt es ein Zollabkommen, welches mit dem sogenannten "Carnet de Passage" realisiert wird. Dieses Dokument wird im Heimatland (z.B. Deutschland) ausgestellt. Dafür ist es nötig, bei der ausstellenden Stelle eine Sicherheit oder Bankbürgschaft zu hinterlegen, mit welcher später mögliche Zollgebühren bezahlt werden könnten bzw. müssten, sollte man sein Fahrzeug von der Reise nicht wieder mit zurückbringen.
Woher nehmen?
Bei uns in Deutschland hat der ADAC ein Monopol auf das Ausstellen des Carnets - In Österreich ist es der ÖAMTC und in der Schweiz der TCS. Das Carnet kann über ein Formular einfach beantragt werden, ist 364 Tage gültig und gilt immer nur für ein Fahrzeug. Wenn nötig kann das Carnet 6-8 Wochen vor dem Ablauf für ein weiteres Jahr erneuert werden.
Wo braucht man es?
Das Carnet braucht man in vielen Ländern, darunter in Iran, Arabische Emirate, Oman, Indien, Nepal, Japan, Australien, Neuseeland und viele andere. Allerdings vereinfacht es auch häufig die Einreise. Für unsere Route jedenfalls ist es unausweichlich, zwei Carnets zu beschaffen.
Kosten
Das ganze ist natürlich nicht umsonst, man könnte sogar sagen es ist gar nicht mal billig. Auf magische Weise haben sich alle drei Automobilclubs auf ähnliche Gebühren geeinigt: Beim ADAC zahlt ein Mitglied 195€ für die Ausstellung, ein nicht-Mitglied sogar 295€. Außerdem muss eine Sicherheitsleisung in Form von Bargeld oder einer Bankbürgschaft hinterlegt werden. Für Motorräder bis 15.000€ Zeitwert sind das 3000€ pro Motorrad in Deutschland. In der Schweiz müsste man nur 2500€ hinterlegen - mal sehen, ob wir unser Carnet als Deutsche dort beschaffen dürfen. Natürlich bekommt man diesen Betrag zurück (bzw. die Bürgschaft wird aufgelöst) sobald man sein Fahrzeug erfolgreich zurück nach Deutschland gebracht hat. Aber mit 6000€ weniger losfahren zu müssen, reißt ein ganz schönes Loch in unsere Reisekasse.
Deshalb ist es so wichtig, an jeder Grenze die Motorräder im Carnet de Passage unbedingt ein- und später wieder ausstempeln zu lassen! Lästig, aber nötig.